Wenn es ein Thema gibt, das in den letzten Tagen die Stammtische und Internetforen beherrscht, dann ist das wohl Wikileaks und die ach so grandiose Veröffentlichung von ca. 250000 bisher geheimen Dokumenten der US-Regierung.
Nun sollte jeder halbwegs gebildete und informierte Mensch sich dessen gewahr sein, das die US-Geheimdienste (wie so ziemlich jeder andere Geheimdienst auch) selbstverständlich Dossiers und Akten über seine Gegner, aber auch über seine Verbündeten angelegt hat. Alles andere wäre wohl sträflicher Leichtsinn.
Nun hat es Wikileaks also geschafft, an einen großen Teil eben dieser Daten zu kommen und zu veröffentlichen.
Warum? Um so dem Grundsatz treu zu bleiben, das alle Daten allen Menschen gehören?
Ja klar, persönliche (Der Gründer und Betreiber von Wikileaks ist nicht gerade der größte Fan der USA) oder finanzielle (Man fragt auf der Seite sehr offen nach „Spenden“) Gründe werden keinesfalls eine Rolle spielen, schon klar!
Es ist nun mal so, das Wikileaks durchaus wichtige Sachen veröffentlicht/angestoßen hat. Aber die derzeitige Aktion zielt in erster Linie auf Gossip, auf puren, reinen Tratsch. Natürlich erzeugt das erstmal großes Interesse (Wer musste nicht über die US-Meinung über Merkel, Westerwelle und Co schmunzeln – Naja, außer Merkel, Westerwelle und Co vermutlich), aber es verstellt auch den Blick auf das Wesentliche.
Das außerdem die Veröffentlichung große Gefahr bedeutet, gerade für die Stabilität im nahen und mittleren Osten (Dem Iran dürfte es nicht gefallen, wie seine Nachbarstaaten agieren und welche Meinung sie haben), ist ebenfalls stark zu vermuten.
Allein die schiere Masse an Material, die veröffentlicht wurde, bedeutet im Endeffekt, das es nicht unwahrscheinlich ist, dass wirklich wichtige und interessante Informationen im Wust untergehen. Und das ist wirklich schade.
Im übrigen stellt sich mir (in Anlehnung an eine großartige Comicserie von Alan Moore) vor allem eine Frage: Who watches the Watchmen?
Wikileaks hat eine echte Machtposition eingenommen, die Welt achtet darauf, was da geschieht. Dies an sich ist natürlich schon großartig. Aber, und nun wird es interessant, wer garantiert uns denn, das alles, was auf Wikileaks steht auch wirklich der Wahrheit entspricht? Oder, nicht ganz so dramatisch: Wer garantiert uns, das Wikileaks nicht darauf verzichtet, bestimmte Informationen weiterzugeben, einfach, weil diese Informationen den Betreibern nicht passen? Ist Wikileaks nicht eine Krake, die man nicht mehr kontrollieren kann. Kontrolliert aber Wikileaks nicht umgekehrt uns und unsere Meinungen? Was, wenn diese Krake mit der öffentlichen Meinung nun Marionette spielt? Bei der Vielzahl der Arme kann Wikileaks an vielen Strippen gleichzeitig zerren.
Information ist wichtig und gut, aber Wikileaks bleibt mir suspekt, denn niemand weiß, was damit wirklich bezweckt werden soll…